Borbecker Nachrichten 3.11.2009
Fortschritte kommen langsam und bedächtigt
Uwe Grefe macht Aphasikern Mut
Wenn jemand sprachlos ist oder ihm die Worte fehlen, fühlt sich die Person hilflos. Hier ist nicht eineaugenblickliche Befindlicheit gemeint, sondern eine schwere Sprachstörung. Überseine Erfahrungen und Überwindungen von Aphasie (Sprachstörung durch Gehirnschädigung) berichtete der betroffene Uwe Grefe im Neulogischen Therapiezentrum (NETZ) in Bedingrade.
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Ohne Lampenfieber, manchmal nach Formulierungen suchend, weil er schneller mehr sagen möchte, als er sprechmotorisch umsetzen kann, dann eine kurze Pause zum Luftholen und mit ungehindertem Vorhaben; sich mitzuteilen, schafft es der heute 54- jährige Uwe Grefe. Er liest aus seinem Buch „3+4=8 Vergraben und verschüttet sind meine Worte“. Heute kann er wieder sprechen, schreiben und rechnen. Vor zwanzig Jahren, nach dem Schlaganfall, schien ihm das unmöglich. Seine Lesung stellte sein Leben mit Sprachstörung und den Weg von deren Überwindung und des Gefühls der Sinnlosigkeit vor. Die Geschäftsführerin des ebenfalls in Bedingrade ansässigen Aphasiker-Zentrums Nordrhein-Westfalen, Logopädin Christiane Mais, verwies auf den Wert des Buches: „Uwe Grefe stellt Leben und Therapieerleben eines Aphasikers dar. Es ist ein tolles Buch, weil es dieses nachvollziehen lässt.“ Es könne anderen Aphasiepatienten als Vorbild dienen, an sich zu arbeiten und nicht aufzugeben. Das hat Grefe nicht getan. Nach einiger Therapiezeit habe er, um eine Seite Papier zu beschreiben, zwei Tage benötigt. Aber eigentlich habe ich nicht geschrieben, sondern die Buchstaben gemalt'', berichtet er, blickt aufmunternd in die Runde und fragt , „Geht Ihnen das auch so? Man braucht viel Ausdauer.“ Das bestätigen seine Zuhörer. „Weil es, nur langsam ging, ging ich mir selber auf die Nerven'', erinnert er sich genau an Erfolg und Freude, die Namen seiner Kinder und Frau wieder aussprechen zu können. „Wochen vergingen. Die Fortschritte Waren für mich nur minimal spürbar“, überwand er Gefühle der Verzweiflung mit den Erfolgen. 'Überglücklich erlebte er „Ich kann!“ Jeden Tag habe ich etwas mehr gekonnt. Ein wichtiges Erfolgserlebnis sei es gewesen, mit dem beeinträchtigten Sprechvermögen von fremden Personen verstanden zu werden. Langsam, bedächtig, nicht immer richtig“, beschreibt er seine Fortschritte. Glücklicherweise sei sein Sprachverständnis sehr hoch geblieben, die Störung habe mehr das Sprechen beeinträchtigt. Durch Rehatherapien gelangte Grefe zu spürbaren Verbesserungen und führt heute wieder ein selbständiges Leben. Früher war er als Maurermeister tätig. Heute ist er gefragter Gast auf Kongressen, um über ein Leben mit Aphasie zu berichten. „Er hat aus seinen Erfahrungen Lernmaterialien für die Therapiebegleitung erstellt, die der Neurolinguistikprofessor Walter Huber von der Uni Aachen als sehr hilfreich bezeichnet“, berichtet Christiane Mais, „und das bedeutet etwas, denn Huber ist führend in der Aphasieforschung.“ Falsche Vorstellungen machte Grefe nicht, er berichtete auch von Problemen und Schwierigkeiten, aber er berichtete ebenso von, Erfolgen. Vor allem macht er Mut „Es ist ein langer, mühsamer Weg, der viel Energie braucht. Man darf den Willen nicht aufgeben!“ Das will er vermitteln, dazu will er anspornen mit seinen Berichten und als persönliches Beispiel. Grefe weiß, dass Verwendung von Sprache nicht selbstverständlich ist. Informationen und
Hilfe für Aphasiepatienten: Buchtitel der
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