Erfahrungsbericht eines Aphasikers



Vergraben und verschüttet sind meine Worte !


Erschienen in der Lippischen Landeszeitung am 8. Oktober 2004

Wege aus der Sprachlosigkeit

Aphasiker Grefe las in "Dat Huisken"


Buchautor Uwe Grefe und Logopädin Ute Gülicher
in der Kulturwerkstatt "Dat Huisken".   
  Foto: Ostersiek


Bad Salzuflen (beo). Mit 34 Jahren erlitt der heute 50-jährige Schötmaraner Uwe Grefe eine Hirnblutung, die er zwar knapp überlebte, von der sein weiteres Leben jedoch auf grausame Weise geprägt wurde; Uwe Grete hatte seine Sprache verloren und war zum "Aphasiker" geworden, der sich nur noch durch Gebärden verständlich machen konnte.

Nach langwierigen Rehabilitationsbemühungen gelang es ihm nicht nur, wieder sprechen zu können, sondern seine Er­fahrungen in einem Buch fest­zuhalten, ,,3+4=8 - Vergraben und verschüttet sind meine Worte" lautet der Titel dieses Buches, aus dem Uwe Grefe jetzt auf Einladung der Aphasiker-Selbsthilfegruppe Bad Salzuflen in der Kultur- und Musikwerk­statt Dato Huisken" las.
Unterstützt von der Lemgoer Logopädin Ute Gütlicher, die flankierende Texte informativer Ausrichtung vortrug, schilderte Uwe Grefe den unverhofften Beginn seiner Erkrankung, ihren Verlauf und die nahezu übermenschlichen Anstrengungen­ zur Wiedererlangung seiner verbalen
  Kommunikationsfä­higkeit: "Ich muss das schaffen" wurde zum alles beherrschen­den Gedanken. Denn wie der frühere Bundespräsident Roman Herzog formuliert hatte ist »die Sprache zu verlieren wie Isolationshaft."
Anschaulich berichtete Grefe über die Fortschritte seiner Sprachtherapie: die ersten Erfolge beim Formen von Lauten, die ersten Zwei-Wort-Sätze die ihm gelangen und den ersten Acht-Zeilen-Au£satz der eine volle Stunde in Anspruch nahm.
Nagende Selbstzweifel wurden bei diesem "Gang durch die Hölle" ebenso wenig verschwie­gen wie die Schwierigkeiten, denen sich Aphasiker allein des­halb konfrontiert sehen weil sie oftmals für Außenstehende unverständlich sprechen.
In einer anschließenden Diskussion konnten sich Interessierte über Grefes Erfahrungen ebenso informieren wie über die Arbeit der Selbsthilfegruppe, die sich jeden zweiten und vierten Donnerstag um 17 Uhr in der Klinik Flachsheide trifft.