Erfahrungsbericht eines Aphasikers



Vergraben und verschüttet sind meine Worte !

 Erschienen in der Lippische Landeszeitung, 31.01.2009

Bad Salzuflen (kk). Unter der Dusche war es, als Uwe Grefe der Schlag traf. Gehirnblutung, Notaufnahme, Krankenhaus. Diagnose: Schlaganfall. Als er aus dem Koma aufwachte. war die Sprache weg, das Leben ohne Worte.
Fast 20 Jahre ist das mittlerweile her, und Uwe Grefe hat sich zu einem Experten zum Thema Aphasie entwickelt.
Aphasien, das sind Sprachstörungen in Folge eines Schlagfalls oder eines Schädelhirntraumas. Bei Uwe Grefe war das ganze Sprachzentrum zerstört. Er konnte weder verstehen, noch sprechen, schreiben oder lesen. 34 Jahre war er damals, ein agiler Mann, Familienvater - und plötzlich die totale Sprachlosigkeit. Damals, erinnert er sich heute, ,,da wollte ich aufgeben, doch sein Sohn, geboren während der Vater im Koma lag, gab ihm Kraft.
Stück für Stück, langsam, manchmal quälend langsam, ging es für den ehemaligen Maurermeister voran. Das Sprachzentrum musste völlig neu aufgebaut werden. 14 Monate war der Salzufler damals in der Reha und fing noch im Krankenhaus an zu schreiben.

,,3+4=8 - Vergraben und verschüttet sind meine Worte heißt das Buch, das er schließlich herausbringt, und das mittlerweile in der vierten Auflage erschienen ist. Für mich damals eine Maßnahme gegen das Vergessen, aber vor allem auch Hilfe zur Selbsthilfe, wie es der 53 jährige heute beschreibt. Beim Buch sollte es nicht bleiben.
Mittlerweile hat Uwe Grefe auch Übungsbücher und CDs für Aphasiker geschrieben und aufgenommen, die zum Teil als Standardwerke für Logopäden gelten.
Er hat mehr als 200 Lesungen gegeben, er ist Mitglied im Bundesvorstand für Rehabilitation der Aphasiker und leitet in eine Selbsthilfegruppe (Klinik Flachsheide).Mit Andreas Jören, Sänger am Lippischen Landestheater, hat er jüngst sein Buch als CD aufgenommen. Viele Aphasiker können nicht so gut lesen, für die ist das Hörbuch gedacht.
Uwe Grefe selbst hat sich mittlerweile mit seinem Schicksal ausgesöhnt. Rechter Arm und rechtes Bein sind seit der Hirnblutung gelähmt, die Sprache holpert manchmal ein bisschen.
Doch es geht mir gut, und dafür bin ich dankbar. Sein Rat an Betroffene: Den Mut nicht verlieren und Disziplin. Aphasie bedeutet für michlebenslanges Üben und Lernen, nach Jahrzehnten merke ich noch, wie es immer etwas besser geht.

Wer mehr über Aphasie, die Hörbucher oder die Selbsthilfegruppe hören will, kann Grefe anrufen, Tel. 01 79 229 6969, oder ins Internet gucken: www.aphasiehomepage.de