Erfahrungsbericht eines Aphasikers



Vergraben und verschüttet sind meine Worte !

Rezensionen

Erschienen in der Gießener Allgemeine 20.12.2000

         

         

Aphasie: Ein Schlag aus heiterem Himmel



Uwe Grefe (45) schilderte seinem langwierigen Kampf gegen die Sprachlosigkeit.
Buch Lesung in der Logopädenlehranstalt

Gießen (pm). Aus seinem Buch »3+4=8« las soeben Uwe Grefe an der Gießener Logopädenlehranstalt vor. Das Ziel des 45-Jährigen aus Bad Salzuflen: den immer noch unbekannten Begriff der Aphasie und die Bedeutung für das Leben damit der Öffentlichkeit ein wenig näher zu bringen. Plötzlich nicht mehr sprechen zu können - von dieser schockierenden Erfahrung berichtete Uwe Grefe auf Einladung der Schulleiterin Mareike Heuser.

34 Jahre alt, mitten im Leben stehend, Maurermeister und bei den Schützen aktiv; trifft Uwe Grefe sein Schicksalsschlag: eine Gehirnblutung, die den völligen Verlust des Sprachvermögens - medizinisch Aphasie genannt - zur Folge.

Als er nach einer Operation aus dem Koma erwacht, bemerkt er daß er sich nicht mehr Ausdrücken kann. Hervorgerufen durch die Blutung im Gehirn, ist er teilweise gelähmt; kann nicht mehr reden, lesen, schreiben und rechnen.

Aber Uwe Grefe kämpft. Der dreifache Familienvater arbeitet in mühseliger Kleinarbeit mit Hilfe von Ergotherapien, Krankengymnastik und Spracbbehandlungen daran, die verlorenen Fähigkeiten zumindest teilweise wieder zu erlangen, »Manchmal schien ich. trotz größter Anstrengung monatelang auf der Stelle zu treten« erinnert sich Grefe, »doch den Mut habe ich nie verloren«. Als er im Winter 1990 zuschreiben begann, war das. nicht nur eine Maßnahme gegen das Vergessen. Es half ihm auch, mit seine Lage als Aphasiker besser fertig zu werden »PIötzlich hatte der Tag wieder einen anderen Sinn als nur den, an mir selbst zu arbeiten«.

Fast alles geht wieder so wie früher.

An manchen Tagen war es nur ein Satz, den Uwe Grefe schrieb, an anderen »guten Tagen« auch einmal eine halbe Seite oder mehr Uwe Grefe ist heute dankbar; daß alles fast wieder so geht wie früher. Der 45-Jährige will vor allem Betroffenen Mut machen. Von ihnen gibt es in der Bundesrepublik mehr als 400000. Zu zeigen, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben, ist das Anliegen von Uwe Grefe. Weiterhin fordert er a1le im therapeutischen Team Tätigen dazu auf, den Patienten immer wieder außerhalb klinisch messbarer Daten mit seinen Ängsten und Schwankungen zwischen Aufgeben und Weiterkämpfen zu sehen.

Informationssuchende können Rat und Therapeutenadressen bekommen über Die Schule für Zukunft, Lehranstald für Logopädie, Erdkauter Weg 11, 35394 Gießen, Tel. 9792910

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